Wahrscheinlichkeitsrechnung in der Glücksspielschule - letzte Aktualisierung: 25.04.2006

Wahrscheinlicheitsrechnung

Geschichte

Die Wahrscheinlichkeitsrechnung, die die Grundlage der mathematischen Statistik bildet, ist schon verhältnismäßig alt. Sie entstand im Verlaufe des 17. Jahrhunderts im Zusammenhang mit dem Bestreben, die Erfolgschancen bei Glücksspielen zu berechnen.

Als Begründer der Theorie der Wahrscheinlichkeitsrechnung kann man die Mathematiker Pascal (1628 bis 1662) und Fermat (1601 bis 1665) ansehen. Zur Weiterentwicklung trugen in den vergangenen Jahrhunderten im wesentlichen die Arbeiten von Huygens (1629 bis 1695), Bernoulli (1654 bis 1705), Moivre (1667 bis 1754), Laplace (1749 bis 1827), Gauss (1777 bis 1855) und Poisson (1781 bis 1840) bei. Erstmals wurde von Laplace eine Definition des Begriffes »Wahrscheinlichkeit« gegeben, die man als »klassische Definition« bezeichnet. Er formulierte darüber hinaus die Regeln für das Rechnen mit Wahrscheinlichkeiten. Im Verlaufe des 19. und 20. Jahrhunderts befaßten sich auch russische Mathematiker mit den Problemen der Wahrscheinlichkeitsrechnung, unter anderem Tschebyscheff (1821 bis 1894), Markow (1856 bis 1922) und Ljapunow (1857 bis 1918). Der sowjetische Mathematiker Kolmogorov begründete mit seinen Arbeiten die heutige moderne Wahrscheinlichkeitsrechnung, indem er sie zu einer exakten mathematischen Disziplin machte und den axiomatischen Begriff der Wahrscheinlichkeit einführte.

Einen wesentlichen Einfluß auf die Wahrscheinlichkeitsrechnung und deren Weiterentwicklung übten im 19. Jahrhundert auch die stürmische Entwicklung der Physik und die Erfolge in der Anwendung wahrscheinlichkeitstheoretischer Erkenntnisse auf physikalische Probleme [Boltzmann (1844 bis 1906)] aus.

In den letzten Jahrzehnten hat die Wahrscheinlichkeitsrechnung für die Praxis eine immer größere Bedeutung erlangt und ist für alle Zweige der Naturwissenschaften, der Wirtschaft und Technik unentbehrlich geworden. Heute kommt man bei ökonomischen und technischen Berechnungen ohne sie nicht mehr aus. Sie bildet die Grundlage der Versicherungsmathematik, der Stichprobentheorie, der statistischen Qualitätskontrolle und wird außerdem in der Ökonomie zur Lenkung und Leitung der Volkswirtschaft, in der Operationsforschung, bei der Optimierung der Lagerhaltung in der Produktion und im Handel, in der Bedarfsforschung sowie in der Bedienungstheorie angewandt. Physik, Kybernetik, Biologie und Chemie sind heute ohne Anwendung der Theorie der Wahrscheinlichkeitsrechnung undenkbar.

Quelle:
Lehr- und Übungsbuch Mathematik IV
Fachbuchverlag Leipzig